Der bevorstehende Papstrücktritt hat die globale Medienwelt kalt erwischt. Von einem Moment auf den anderen mussten Interviews umgebucht, Kommentare erdichtet, Würdigungen erdacht und schwerwiegende Bedenken konstruiert werden. Wieder einmal ist klar geworden, dieser Papst ist mit der modernen Welt einfach nicht im Reinen. Er hätte die Rücktrittsabsicht wenigstens zwei- oder dreimal dementieren müssen.
Nun sehen wir einen Papst, der sich darauf freuen kann, die Kür seines Nachfolgers noch auf Erden beobachten und womöglich begleiten zu können. Frühere Päpste hatten wohl weniger Glück, wenn sie aus himmlischen Höhen noch ein bisschen mitmischen wollten.
Wie auch immer. Entscheidend ist, wer die freiwerdende Stelle einnehmen wird. Erfreulicherweise wird die katholische Kurie mit dieser Entscheidung nicht allein gelassen. Egal, welchen Kanal man im Radio oder TV wählt, überall gibt es kluge Ratschläge zu hören. Darin schält sich ein klares Bild vom Benedikt-Nachfolger ab.
Als wichtigste Eigenschaft soll der neue Papst ein hohes Maß an Jugendlich- und Sportlichkeit aufweisen. Damit er für mindestens 25 Jahre Herrschaft gut ist und das Amt vor allen demokratischen Zumutungen bewahren kann. Berufserfahrungen als deutscher Professor gelten dagegen als Ausschlussgrund, zumindest für die nächsten 200 Jahre. Der Nachfolger sollte aber mit allen Entwicklungen der modernen Welt vertraut sein, also mit Investmentbanking, Hedgefonds und allen möglichen Derivaten, natürlich auch mit Familienplanung und dem Stand der Fortpflanzungsmedizin, sowie den modernen Kommunikationsnetzen, sozialen wie asozialen.
Hinsichtlich der kulturellen Kompetenz wird ein deutliches Update der im Vatikan verbreiteten Stilpräferenzen erwartet, zumindest auf das Niveau der 60er Jahre – also mit Rekurs auf die Beatles, den Motown Sound und ein bisserl Jimi Hendrix. Unrealistisch ist es aber, schon jetzt auf die Wahl eines homosexuellen Muslims oder eines agnostischen Juden zu spekulieren. Diese Innovation ist frühestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts angesagt. Anderes ist längst überfällig und wird wie selbstverständlich praktiziert werden, z.B. dass diesmal Männer keine Chance haben. So mag man zwar noch am Zölibat festhalten, aber endlich bereit sein, eine Frau zu nominieren – am besten vom Typ Aretha Franklin (Respect!). Man sollte sich jedenfalls nicht wundern, was der moderne Katholizismus noch alles unternehmen wird, um im Geschäft zu bleiben.
Bester Kommentar zum Rummel um Abtritt und Neuwahl des Papstes ! No kidding !
„… Kommunikationsnetzen, sozialen wie asozialen“ – lol, laughing out loud wie man im Englischen sagt
Vielen Dank fuer diesen Beitrag ! Noch ein paar mehr solche geistreichen Einlassungen und ich werde Sie fuer den Emperor Has No Clothes Award nominieren:
http://ffrf.org/outreach/awards/emperor-has-no-clothes-award
Vielleicht koennten Sie sich mal zum Thema papal infallibility im 21 Jahrhundert aeussern.