Mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft bekommt der KTG-Fall wieder politische Dynamik: Nun stehen CSU und Uni als die wichtigsten Sekundärbetroffenen in einer Art Nullsummenkonflikt. Falls die Ermittlungen im Sande verlaufen („keine Fälschungsabsicht nachzuweisen, keine Geschädigten…“), darf die CSU auf eine Rückkehrprämie hoffen („Guttenberg bringt Wahlerfolge“), und der Skandal bleibt ein rein wissenschaftlicher – als Manko nur an der Uni hängen. Geht aber das Ermittlungs- in ein Strafverfahren über, dürfte es mit dem Populismusbonus des Angeklagten und seiner Unterstützer rasch zu Ende sein. Täuschung, Betrug und Lügen wären unwiderlegbar festgestellt und die Uni bräuchte sich nicht mehr über die Mitschuldigen in den eigenen Reihen zu grämen. In jeden Fall ausreichend Grund zur Schaden(vor)freude.
Apropos „Mitschuldige“. Außenstehende, zu denen ich mich zähle, können sich einfach nicht vorstellen, dass man einem zusammengeklaubten Text ohne positive Voreingenommenheit „einen hohen Grad der Durchdringung“ (Häberle) bescheinigt. Inzwischen war mehrfach von Stilbrüchen und anderen Mängeln, auch der Abwesenheit einer klaren These oder eines Untersuchungsbefundes, zu lesen. Spiegel Online und Deutsche Apothekerzeitung (sic) stellen die Kompetenz des Zweitgutachters in Frage. So hing die ganze Verantwortung an Häberle. Vielleicht hatte der gerade wenig Zeit und urteilte souverän: ein großer Name – eine großartige Arbeit! Und bedachte nicht, was aus einem Lektüreverzicht für die CSU, die Bundesregierung und die Zukunft Afghanistans folgen würde.