Dem interessierten Zeitungsleser und Nachrichtengucker wurde in den letzten Tagen immer wieder und mit viel Verständnis für die neue tunesische Regierung erklärt, dass Tunesien die Sicherung seiner Grenzen noch nicht wieder im Griff habe. Das kann bei all den Turbulenzen im Nachklang einer Revolution schon mal passieren – und die EU ist offensichtlich bereit, das tunesische Fehlverhalten zu entschuldigen.
Glücklicherweise haben die Bösen dieser Welt Tunesiens offene Grenzen nicht bemerkt, so dass es zu keinem Überfall auf friedliche Dörfer gekommen ist – sollte man meinen. Aber nein, darum geht es ja gar nicht. Was uns so besorgt macht, ist, dass die tunesischen Sicherheitskräfte nicht in der Lage waren, 5.000 junge Tunesier an der Ausreise zu hindern, was doch ihre selbstverständliche Pflicht gewesen war.
Denn Grenzsicherung der Anreinerstaaten der EU heißt wie zu Zeiten des Eisernen Vorhangs: die eigenen Bürger an der Ausreise hindern, Zäune aufstellen und bewachen, Jagd auf Flüchtlinge machen und das Risiko für Ausreisewillige bis zur Lebensgefahr zu steigern. Mit einem Wort: Grenzsicherung im Geiste der DDR.
Wir sollten den tunesischen Flüchtlingen (und den erstbetroffenen Aufnahmeländern wie Italien) dankbar sein, dass sie uns an diese Doppelzüngigkeit erinnern: ehrliche Trauer um die Berliner Maueropfer, nachdrückliches Beharren, dass andere Länder auch heute im Geiste der DDR handeln.
Vielleicht gibt es noch ein paar rüstige Offiziere des DDR-Grenzschutzes an der Ostseeküste, die wir den Tunesiern ausleihen könnten?
Grenzsicherung! Und schon wieder fordern hiesige Politiker eine „Grenzsicherung“ gegen Flüchtlinge. Es ist zu heulen.
Aber so geht das doch nicht… Hält nicht die Gorch Fock gerade wieder Kurs auf Deutschland? Wenn sich dieses überflüssige Theater um die Weicheier-Offizieranwärter gelegt hat, die Bundeswehr komplett zur Söldnerarmee umgebaut ist und zudem Ausländer zum Dienst verpflichtet werden können,… dann einen Auftrag für Heckler & Koch & Co zur Grenzsicherung ausgeschrieben. Die können dann vor Ort in Lampedusa Tagelöhner anheuern und Jagd auf die Nussschalen machen.
Und sollte es dabei mal Beobachter (Greenpeace, UN oder sonstige Spinner) geben, werden die Angreifer, wie die somalischen Piraten, in Deutschland vor Gericht gestellt. Schließlich herrscht hier Recht und Gesetz.